Mac SE/30 Defekt

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Da der Macintosh SE/30 ebenfalls zu den von auslaufenden Elkos betroffenen Geräten gehört, aber eine doch eher breite Fangemeinde hat, hier meine Empfehlungen, das Gerät wieder ans Laufen zu bringen.

SE/30-Board, die auszutauschenden Elkos sind mit gelben Kringeln markiert

Dieses Beispiel habe ich an einem SE/30 durchgeführt, nachdem ich in den Monaten vorher bereits zwei Boards ganz außer Funktion gesetzt habe. Ich kann nur vermuten, dass die durch den Elektrolyt teilweise bereits angegriffenen IC-Füße nicht mehr dicht mit den Gehäusen abgeschlossen haben und nach Anwendung von reichlich Reinigungsmittel korrosive Flüssigkeit ins Innere gedrungen ist. Da ich schlichtweg zuwenig Kenntnisse in Digitaltechnik habe, kann ich auch leider nicht genauer sagen, wo der Fehler liegen könnte.

Wenn beim Rechner nichts mehr außer dem initialen Lautsprecherknacks, Lüfter und Festplattengeräusch zu hören ist, dürfte der Elkotausch keine Besserung mehr bringen. Wenn der Rechner allerdings grundsätzlich läuft und immer mal wieder unvermittelt abstürzt, dann wird diese Methode höchstwahrscheinlich helfen. Ein weiteres Zeichen für Elkoschwäche ist ein im Vergleich leiserer Einschaltgong.

Grundreinigung

Da eine gewisse Gefahr besteht, dass der ausgelaufene Elektrolyt durch Anwendung von Pressluft in die winzigen Lücken der Pressstoffgehäuse der ICs hineingedrückt wird, empfehle ich hier ausdrücklich mal keine Pressluft zur Reinigung. Stattdessen sollte ein normaler, unbenutzter Malerpinsel verwendet werden. Abgetragener Staub kann mittels vorsichtigem Pusten entfernt werden.

Danach habe ich einige vorher mit wenig Kontakt WL befeuchtete Wattestäbchen benutzt, um rund um die Elkos die Platine, SMD-Dioden und SMD-ICs von dem ausgelaufenen und nun mit Staub durchtränkten Elektrolyten zu befreien. Die Bausteine (RP1, UD1, UA8 - UD8, UB12, UC12 sowie UB10 und UB11) haben das Reinigen ihrer Kontaktfüße bisher nicht übel genommen.

Nun habe ich nochmals einen Funktionstest durchgeführt. Falls das Board durch das Reinigen bereits kaputt ist, spart das die Mühe des Lötens, wenn eh schon nichts mehr zu retten ist.

Auslöten

Danach habe ich die Elkos ausgelötet. Das ist recht mühsam, da der Pluspol der Elkos von elektrolytisch bedingten Korrosion besonders betroffen ist. Ein direkter Wärmeübergang von Lötspitze zu Lötpad ist fast nicht vorhanden: Das Zinn wird nicht weich genug.

Abhilfe ergibt sich durch abkratzen der korrodierten Schicht auf den Pins mit einem Glaspinsel. Mit etwas frischem Lötzinn auf der bis zu 350 °C heissen Spitze und ggfs. zusätzlicher Anwendung von Kolophonium, kann der Elko nun wechselseitig auf der jeweils erhitzten Seite mit einer kleinen Zange oder Pinzette hochgehoben werden. Wechselseitig ist wichtig, um die Lötpads nicht in Mitleidenschaft zu ziehen. Diese haften durch die langandauernde Einwirkung des ausgelaufenen Elektrolyten erfahrungsgemäß nicht mehr so fest auf der Platine. Lieber in drei bis vier Schritten hebeln als mit zwei Schritten und einem im Ergebnis abgerissenen Lötpad.

Bei starker Hitzeeinwirkung auf den Elko selbst löst sich auch das Elkogehäuse von den Pins, was ebenfalls zum Ziel führt. Die Pins können dann einzeln von den Pads abgelötet werden.

Falls doch mal ein Pad mit abgerissen wird, ist das kein Weltuntergang. Die Pads haben Anschlussleiterbahnen. Diese müssen auf ein paar mm vom Lötstoplack befreit werden, z. B. mit einem Uhrmacherschraubendreher mit scharfer Klinge. Das Beinchen vom neuen Elko wird dann direkt an diese Leiterbahn angelötet.

Nun habe ich nochmals mit Wattestäbchen und Kontakt WL unter und rund um die ausgelöteten Elkos nachgereinigt.

Neue Elkos

An Elkos werden benötigt:

Bezeichnung Wert Lokation
C1 47 µF, 10 V rechts oben
C3 47 µF, 10 V rechts unten
C4 47 µF, 10 V rechts unten
C5 47 µF, 10 V rechts unten
C6 1 µF, 16 V rechts unten
C8 47 µF, 10 V mitte unten
C9 47 µF, 16 V mitte unten
C10 47 µF, 16 V mitte unten
C12 47 µF, 10 V links oben
C13 47 µF, 10 V links unten

Oder, als Stückliste:

Anzahl Wert
7 47 µF, 10 V
1 1 µF, 16 V
2 47 µF, 16 V

Die Spannungsfestigkeit in der Tabelle weicht von derjenigen der alten Elkos ab. Apple hat auf den 5 V-Leitungen auch durchgehend 25 V-Elkos benutzt. Da ich in der Grabbelkiste noch einige 10 V-Modelle übrig habe, habe ich stattdessen diese verwendet. Lediglich an C9 und C10 liegen 12 V an. C6 habe ich nicht nachgemessen, da ich nur Modelle mit ≥50 V Spannungsfestigkeit besitze.
Sinnvollerweise werden Elkos mit beiden Pins am selben Ende (radial) benutzt.

C2 und C11 sind ordentliche Elkos, diese brauchen nicht getauscht zu werden.

Vorbereitend werden nun die Beinchen mit etwas Abstand zum Gehäuse um 90 ° abgebogen und danach abgelängt. Ersteres geht prima mit einer Pinzette, die dann auch gleichzeitig als Abstandslehre dient. Die Beinchen werden so abgeknipst, dass sie links und rechts ca. 2 mm über das Gehäuse hinausragen.

Dann werden die Elkos vorsichtig eingelötet, Spitzentemperatur max. 300 °C. Wenn die Elkos nach dem Einlöten schräg stehen: Stehen lassen. Ein nachträgliches zurechtbiegen kann Lötpads von der Platine abreissen. Erst recht gilt dies bei Elkos, die an einem oder beiden Polen direkt an eine Leiterbahn angelötet werden mussten, weil das Pad schon abgerissen war.

Lötstellen

Eine bekannte Schwachstelle ist der Stecker zur Ablenkheinheit (die Kupferspule am Bildröhrenkonus) auf der Analogplatine. Hier bricht gern eine Lötstelle und schmurgelt dann jahrelang vor sich hin, bis das Umfeld so verbrannt ist, bis nur noch ein senkrechter Strich auf dem Monitor sichtbar ist und umfangreichere Restaurationsarbeiten notwendig sind.

Weblinks