HP Envizex II mit Linux

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Version vom 6. November 2012, 23:12 Uhr von Ghoffart (Diskussion | Beiträge) (→‎Weblinks: 404)
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Das HP Envizex II ist ein X-Terminal, das seine Betriebssoftware über das Netzwerk startet. HP hat nativ lediglich einige der damals aktuellen UNIX-Varianten unterstützt, unter anderem z. B. HPUX, Solaris, usw. Der Artikel soll zeigen, wie man das Terminal mit einem Linux-Server betreiben kann.
Grundlegende Kenntnisse von Linux und X11 sind Voraussetzung.

Voraussetzungen

Das Terminal kennt verschiedene Methoden, seine Betriebssoftware zu booten. In diesem Artikel verwenden wir NFS, weil dies relativ einfach aufzusetzen ist und sich auch mit bereits bestehenden, anderen Freigaben nicht in die Quere kommt.

NFS-Server

Unter Debian-Linux stehen der NFS-Kernel-Server als auch der NFS-User-Server zu Verfügung. Nach der Installation der entsprechenden Pakete ist die Konfigurationsdatei /etc/exports anzupassen und die Datei neu einzulesen:

/enware2	192.168.59.0/24(ro,no_root_squash)

Hier muss die Angabe für das lokale Netzwerksegment angepasst werden.

DNS

Das Terminal muss einen eindeutigen Namen im DNS erhalten, damit es seine Konfigurationsdatei vom NFS-Server zuordnen kann.

XDM

Der X-Display-Manager hat die Aufgabe, einen grafischen Loginprompt für lokale und ferne X-Server zu Verfügung zu stellen. Bei Debian Lenny ist dieser Dienst standardmäßig auf die Behandlung lokaler Server eingestellt, Anfragen über das Netzwerk werden ignoriert. Um dieses Verhalten zu ändern, sind folgende Einstellungen notwendig; die Konfigurationsdateien liegen in /etc/X11/xdm/:

Xaccess
* # any host can get a login window
* CHOOSER BROADCAST # any indirect host can get a chooser
Xservers
Alle Einträge auskommentieren, diese Datei steuert den Start lokaler XServer.
xdm-config
DisplayManager.requestPort auskommentieren.

Nach einem Neustart von xdm ist dieser auch über das Netzwerk verfügbar.

Ein Bug in twm sorgt dafür, dass dieser bei einer utf8-Umgebung lange zum Starten brauchen kann, wenn keine asiatischen Fonts installiert sind.

Softwareinstallation

Nach dem Auspacken des Softwarearchives in /tmp muss die Installationsroutine aufgerufen werden:

cd Envizex_II/Netstation_B.09.11
./INSTALL.GEN -s /tmp/Envizex_II/Netstation_B.09.11/GENERIC.IMG

Die Angabe des absoluten Pfades ist notwendig!

Die Installationsroutine fragt dann nach den gewünschten Paketen. Die Ziffern der gewünschten Pakete sind —durch Leerstellen getrennt— am Prompt einzugeben und mit Return zu bestätigen.

   Base system: 1) BASEOS DRIVERS UTILS ADMIN  
   
   Shared versions of         CDE-light local client 
   common local clients:      window manager:
      2) SCLIENTS             10) CDELITE 

   Archive versions of        VT320 local client     Java Runtime
   common local clients:      terminal emulator      Environment:
      3) ACLIENTS             11) VT320               12) JRE

   Fonts:                     Extensions:
      4) HP8                  13) AUDIO    18) VIDHW
      5) ISO                  14) FLOPPY   19) GATED
      6) MISC                 15) NFS      20) CONSOLE
      7) ASIAN                16) DYNKEY   21) LPD
      8) All of above fonts   17) XTOUCH   22) All above Extensions
                                 
   Documentation:             ICA:
      9) DOC                  23)         x|q) exit

   Please enter fileset(s) to be installed (default=all) : 

Empfohlen wird die Installation von 1 4 5 6 15.

Die Routine installiert die Software nach /enware2 und erzeugt einen Symlink in /opt/hpxt.

Nach einem erneuten Einschalten des X-Terminals erscheint kurz darauf der XDM-Prompt.

Konfiguration Envizex II

Nach dem Einschalten des Terminals ernscheint für einige Sekunden der Bootscreen. Hier muss rechtzeitig rechts oben die “Stop”-Taste gedrückt werden, damit Einstellungen durch Klick auf “Settings” vorgenommen werden können. Alternativ kann man auch die Netzwerkverbindung erstmal nicht einstecken.

Die Konfiguration kann zu wichtigen Teilen lokal vorgenommen werden, was IP-Adresse, Monitoreinstellungen, usw. angeht. Ein Reset auf Werkseinstellungen wird empfohlen: Diagnostic → Restore Defaults → Restore to factory defaults…

Danach können die übrigen Einstellungen vorgenommen werden:

  • Network → File Server → NFS-Servername/IPA hinterlegen,
  • Network → Ethernet → IP-Einstellungen (Adresse, Netzmaske) und umstellen auf “Params from User Input”,
  • Network → Name Service → Domain / DNS IPA hinterlegen,
  • Network → Gateways → Gateway-IPA 0.0.0.0 0.0.0.0 hinterlegen.

Nach erfolgreichem Login kann man für 2-3 s die Taste F12 gedrückt halten. Daraufhin erscheint das Fenster mit dem Konfigurationsprogramm nochmals, aber diesmal mit wesentlich erweiterten Einstellmöglichkeiten. Versucht man das noch während der Loginscreen erscheint, so fängt der xdm die Tastenkombination ab.

Zentralisierte Konfiguration

Die Originalsoftware erzeugt für jedes Terminal eine separate Konfigurationsdatei /opt/hpxt/enware2/xthome/config/terminalname.cfg. Da das Konfigurationsscript viele so unter Linux nicht (mehr) übliche Gegebenheiten voraussetzt, hagelt es an vielen Stellen Fehlermeldungen. Daher am Besten /opt/hpxt/enware2/lbin/xtadm nicht benutzen.
Im gleichen Verzeichnis befindet sich eine (nur aus Kommentaren bestehende) default.cfg als auch eine gleich aufgebaute sample.cfg zu Musterzwecken. Manuell können damit gewisse Parameter des Envizex angepasst werden:

Auto Repeat = true
Auto Repeat Rate = 30
Backing store = "By Application"
# Sound like Netware
BellDuration = 80
BellFrequency = 1500
BellVolume = 3
Keyboard Map = PS2_DIN_German[1]
save

Änderungen an der Konfiguration werden stets lokal gesichert. Wenn die NFS-Freigabe nicht auf Schreibgeschützt eingestellt wurde, kann im Dialogfeld die angepasste Konfiguration auch geschrieben werden und steht so für weitere Terminals oder als schlichte Sicherung zu Verfügung.

Seriellports

Für 2-3 s die Taste F12 gedrückt halten, Konfigurationsprogramm wird aufgerufen.

Dort Terminal → Extensions → Remote Ports Extension → Klick auf Load Now and Load Next Boot.

TCP-Port Schnittstelle
9100 Seriellport 1
9101 Parallelport
9102 Seriellport 2

Fussnoten und Bemerkungen

  1. Liste der möglichen Keymaps: strings /enware2/xthome/lib/XHPKeymaps

Das Netzteil des Envizex besitzt auf der 12 V-Leitung genügend Reserven für den Betrieb eines LCD mit einer Stromaufnahme bis 1,5 A am internen Netzteil. Ggfs. muss man auf geeignete Weise eine Leitung nach aussen legen. Achtung, am Netzteil ist Rot = 12 V, nicht wie üblich gelb!

Weblinks